Alles wurde durchsucht und zerfetzt. Alles wurde von den Plätzen genommen, in die Luft geworfen, mit den Füssen getreten. Irgend-wann haben sie aufgehört mit der Durchsuchung. Einige haben die Haus-bewohner zornig gefragt: «Wo ist dein Mann?» «Wo ist euer Vater?» Jemand sagte mit einer mageren Stimme aus einem zitternden Körper, vielleicht konnte er sich selber nicht hören: «Wir wissen es nicht». Tollwütig, wie ein Kind, das sein ihm weggenommenes Spielzeug zurück haben will, brüllte ein Mann die Kinder an: «Stimmt es, dass ihr nicht wisst, wo euer Vater ist?» «Warum wisst ihr es nicht?» wiederholte er die Frage mit einer noch erschreckenderen Stimme, vorbei er seinen Schatten auf die Kinder fallen liess. Es gab keine Antwort. Die Stimme des Mannes klatschte gegen die Wände und schlug wie Ohrfeigen an die harmlosen, schönen Wangen der Kinder, deren Augen voller Angst wie schwarze Oliven waren. «ihr würdet es nicht sagen, wenn ihr es auch wüsstet», sagte der Mann ohnmächtig. «Ich kenne euch».
Die Mutter fasste sich wieder und begann an zu schreien. «Verpisst euch, verlässt mein Haus». Sie weinte, sie schluchzte, wie ihr Kopf zwischen ihren Händen zitterte ihr ganzer Körper. Die Kinder begleiteten ihre Mutter beim Weinen. Das Zimmer war ausgefüllt mit Weinen, Schluchzen und Zittern. Das Weinen der Kinder, die ihre Mutter umarmten, brachte diese zur Verzweiflung. Die Mutter flatterte wie ein kleiner Spatz, der seine Jungen schützen will, auf die Männer zu. «Habt ihr nicht gehört, verlässt das Haus! ihr wisst besser als ich, wo mein Mann ist», konnte sie nur sagen. Sie wollte noch einiges sagen, aber sie schwieg, da sie Angst hatte, dass sie ihren Kindern etwas antun könnten. Die Mutter schwieg, aber die Einwohner des Gebäudes, die die verzweifelten Schreie der Mutter bemerkt hatten, begannen einer nach dem andern die Lichter anzumachen. Die Männer mit Maske und legalen Kugeln bemerkten die immer lauter werdende Stimmen und Lichter und verliessen schnell die Wohnung, die sie in Trümmer gelegt hatten.
Mit Tränen in den Augen, schweissige-badet wachte die Mutter auf. Sie schaute aufgeregt herum. Niemand war da. Die Kinder, die wie die reinsten Engel des Paradieses in ihren Betten unter der verrutschten Decke sehliefen, wussten von nichts. Die Mutter wischte die Tränen mit ihren Fingerspitzen ab und stand auf. Nachdem sie die Stirne der Kinder voll mit mütterlicher Liebe küsste, deckte sie sie zu, ging zum offenen Fenster und betrachtete lange den Sternenhimmel. Zehn Jahre waren vergangen, aber sie hatte diesen Moment nie vergessen können. Die Mutter war hilflos, allein und ohne Ehmann. Die Kinder hatten den Vater verloren. Der Zeitungsartikel, den sie vor einigen Tagen gelesen hatte, hatte sie tief verletzt. Die Wunde wurde grösser, war mit Tränen umhüllt und blutete. In der Zeitung stand, dass er Selbstmord beging, indem er vom fünften Stock der Männer mit legalen Kugeln heruntersprang. Der Chef der Männer mit legalen Kugeln erklärte den Reportern mit einem falschen Gesichtsausdruck, dass er betroffen sei, weil sie den Selbstmord nicht verhindern konnten.
Ein sinnloses Leben, alles umsonst. Was würde sie ohne Kinder tun? Wie konnte sie diesen. Schmerz verkraften? Obwohl es vor längerer Zeit geschehen war, konnte sie ihren Mann nicht vergessen. Sie konnte es nicht aushalten, dass ihre Kinder vaterlos blieben. Die letzte Hoffnung tief in ihrem Herz hatte der Zeitungsartikel weggenommen. Es war so, als ob alles plötzlich geschah. In dieser kurzen Zeitspanne zwischen Sein und Nichtsein. Sie blieb allein mit ihren Kindern, hatte niemand-den. Das Gefühl des Alleinseins erschütterte die Mutter, sie zitterte im Inneren, weinte noch mehr. Sie litt unter der Abwesenheit ihres Mannes. «Du warst mutig, du konntest teilen, dein Wille war unbezwingbar, ausserdem hast du dich tapfer verhalten. Ich bin stolz auf dich, deine Kinder werden auch stolz auf dich sein, oh wie war ich froh mit dir! Jetzt bin ich auch stolz». Die Gedanken der Mutter vom Herzen breiteten sich im Zimmer von ihren Lippen aus, segelten durch das offene Fenster und die Sterne empfingen das Herz der Mutter. Die Mutter hob den Kopf und schaute die Sternen an, und die Sterne die Mutter. Die Mutter war stärker gegenüber der arglistigen Einsamkeit, die Sterne waren heller. Die Mutter, mit dem Herz an den Lippen, betrachtete die entferntesten Sterne. «Ich bin ein Frühlingswind, bitte schliesst dein Fenster nicht, sagtest du. Schau mal, mein Fenster ist offen. Aber es gibt keinen Wind und keine freundliche Hand, die Rosen auf mein Fenstersims legt. Mein Vorwurf sei den Freunden, mein Tröst ist: eines Tages unbedingt.»
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